Cradle-to-Cradle

Laut Bundesministerium wird rund ein Drittel des Ressourcenverbrauchs in Deutschland von Gebäuden verursacht. Für Abfallaufkommen oder CO2-Emissionen gilt Ähnliches. Die Lösung dieses wachsenden Problems liegt in der effizienten Wiederverwendung ganzer Gebäudestrukturen, wie es z.B. bei der Modulbauweise möglich ist. Bereits bei der Konzeption eines modularen Gebäudes wird berücksichtigt, wie ein Projekt über den gesamten Lebenszyklus die Nachhaltigkeitsanforderungen optimal erfüllt: von der emissionsarmen Vorfertigung im Werk über die energieeffiziente und wartungsarme Nutzungsphase mit einer problemlosen Anpassung an sich ändernde Anforderungen – auch Ortswechsel sind möglich – bis hin zum Recycling in ferner Zukunft. Mindestens 96 Prozent aller im Modulbau verwendeten Materialien lassen sich durch die konsequente Vermeidung von Verbundstoffen in den Wertstoffkreislauf zurückführen und wiederverwerten.

Zusammenarbeit mit Fraunhofer-Institut

Seit einiger Zeit fordern Verbände wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Weiterentwicklung des EnEV-Nachweises, in dem die Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet wird. KLEUSBERG hat daher gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik eine Studie durchgeführt, in der diese Thematik aufgegriffen und am Beispiel eines 8.800 m² großen Bürokomplexes für das Versandhandelsunternehmen Otto in Hamburg untersucht wurde. Das Projekt eignete sich besonders gut, da der Bauherr während der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen auf dem Otto-Campus adäquate Büros benötigte, die später gegebenenfalls zurückgebaut werden sollen. So konnte von der Planung bis zur Fertigstellung und folgenden Wiederverwendung der gesamte Produktkreislauf abgebildet und untersucht werden. In einem ökologischen Vergleich betrachtete man unter anderem die Umweltwirkungen des Treibhauspotentials eines Modulgebäudes im Vergleich zu denen anderer Bauweisen. Der Betrachtungszeitraum belief sich hier auf 3 Lebenszyklen eines Gebäudes à 20 Jahre.

Der Ansatz der Wiederverwendbarkeit der Module ermöglicht es, den Energiebedarf für die Herstellung der Baustoffe auf verschiedene Nutzungsphasen zu verteilen, und verschafft so einen maßgeblichen Vorteil gegenüber anderen Bauweisen, der mit der Anzahl der Lebenszyklen sogar noch größer wird.

Cradle-to-Cradle

Am Ende eines Lebenszyklus lassen sich modulare Stahlskelettgebäude wieder abbauen und Gebäudesegmente können ohne großen Umbau in einem neuen Projekt zum Einsatz kommen. Nach dem Cradle-to-Cradle-Betrachtungsprinzip – „von der Wiege bis zur Wiege“ – wird ein Gebäude also bereits im Herstellungsprozess als Ressource für die nächste Nutzungsphase optimiert. Materialien, Rohstoffe und Wertstoffe gehen nicht verloren, sondern können nach ihrem Gebrauch weitestgehend zurückgewonnen und wiederverwertet werden. Durch die Mehrfachnutzung der Gebäudekonstruktion ist eine deutliche Reduzierung des Treibhauspotentials der verbauten Materialien gegeben.

Kevin Koke

Entwicklung und Bautechnik

Quellenangaben

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